Was habe ich mir nur dabei gedacht?
22.10.2016
Gerne hätte ich euch vom heutigen Tag ein paar schöne Fotos in den Blog gestellt. Doch fotografieren am Zoll ist verboten. Denn genau dort, beim Grenzübergang von der Türkei nach Georgien, hielt ich mich 6 Stunden auf.
Für meine Reise besass ich zwei verschieden Motorradkennzeichen mit den dazugehörigen Papieren. Die eine Nummer wollte ich in innerhalb Europa benutzen, was ich auch tat. Meine laufende Vollkasko-Versicherung ist für diese Nummer gültig, was bei meinem Unfall von grossem Vorteil war. Die Zweite Nummer, so dachte ich mir, montiere ich sobald ich Europa verlasse und schicke dann die «Europanummer» nach Hause. Auf diese Weise kann ich mein Motorrad in der Schweiz abmelden (auslösen) um so nicht eine Versicherung weiterzahlen zu müssen, die mir ausserhalb von Europa dann ja doch nichts nützt (Grüne Karte).
Nun kam Caro mich in der Türkei besuchen und ich gab ihr die «Europanummer» am Ende des Besuchs mit nach Hause. So ist es einfacher und ich muss die Nummer inkl. Papiere nicht extra per Post schicken. Ich weiss, das Ganze hört sich ein wenig kompliziert an. Ist es auch.
Schon beim Unfall musste ich ein wenig zaubern, denn an Gabriel war schon dort nicht die eigentliche «Europanummer» montiert, denn diese befand sich ja zu diesem Zeitpunkt schon wieder in der Schweiz.
Nun stelle man sich vor: Jemand reist mit einem Kennzeichen in ein Land ein und wird auch so registriert. Dieselbe Person möchte dann das Land wieder verlassen, jedoch dieses Mal mit einem anderen Kennzeichen. Ja genau, das kann ja nur Probleme geben. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich habe mir gedacht, dass das dann schon irgendwie funktioniert. Also eigentlich habe ich nicht viel dabei gedacht oder genauer gesagt zu wenig.
Da stand ich nun am Zoll und wurde daran gehindert das Land zu verlassen. Der Verlauf der folgenden 6 Stunden habe ich in Stichworten aufgelistet:
- Gabriel um 12:00 Uhr parkieren.
- Meine ganze Geschichte erzählen.
- Warten.
- Nachfragen, was geht.
- Warten.
- Nachfragen, was geht.
- Der Oberboss vom Zoll wurde kontaktiert.
- Warten.
- Vorsprechen beim Oberboss
- Warten.
- Nachfragen, was geht.
- Ein zweites Gespräch mit dem Oberboss
- Warten.
- Rahmennummer von Gabriel wurde kontrolliert.
- Warten.
- Das Ok zur Weiterfahrt.
- An der nächsten Schranke wurde ich wieder zurückgeschickt.
- Der Oberboss wurde wieder kontaktiert.
- Das zweite Ok zur Weiterfahrt.
- Türkei um 18:00 Uhr verlassen.
Das war ein richtig anstrengender Nachmittag. Ich ärgerte mich über meine Dummheit und über die ganze Situation. Dazu kam, dass ich mit jeder Stunde die verstrich hungriger wurde und wenn ich hungrig bin, dann ist meine Stimmung mies. Ich versuchte also den ganzen Nachmittag nicht aus der Haut zu fahren und meine Emotionen und das Hungergefühl zu kontrollieren.
Ich war heilfroh, dass ich die Türkei dann doch noch verlassen durfte. In Georgien wechselte ich als erstes Geld und schlug mir in einem Restaurant den Bauch voll. Danach fuhr ich in die Dunkelheit, mit der Hoffnung einen Platz zum Schlafen zu finden. Doch das Tal in dem Ich fuhr fand kein Ende und ein Platz in einem dunklen, engen Tal zu finden war aussichtslos. Schlussendlich fragte ich in einem Restaurant nach. Der Besitzer stellte mir einen Platz direkt neben dem Restaurant zu Verfügung. Erleichtert und dankbar nahm ich das grossartige Angebot an.