Die gelben Engel
11.12.2017
Nach einem «Müssli mit Instantmilch» zerlegten wir Radims KTM das zweite Mal. Wir montierten den alten geflickten Schlauch. Sah alles gut aus, leckte jedoch zu stark. Was nun? Wir versuchten es mit einem zweiten Stutzen der Benzinkanister und schraubten die KTM zusammen. Unser letzter Stutzen unsere letzte Hoffnung. Eigentlich wollten wir der Küste entlang fahren doch wir sahen dass in dieser Richtung massiver Rauch aufsteigt. Keine gute Idee in ein Buschbrand hineinzufahren. Wir nahmen den nächsten Track zurück zum Highway. Lediglich 60km zurück in die Sicherheit. Dieser Weg wurde uns von unserem Biker-Freund nicht vorgeschlagen und tatsächlich, der Weg war die Hölle. Ich hasse Sand, doch hier erwarte mich nicht Sand sondern Staub. «Bulldust» wie es die Australier nennen ist kaum befahrbar. Auf jeden Fall konnte ich nicht fahren. Im Schritttempo kam ich vorwärts und ich wusste nun plötzlich was ich mehr hasse als Sand, «Bulldust» (Siehe Video:»Bulldust»). Zudem kam, dass die Reparatur an der KTM nicht lange hielt. Schon nach 10km begann das Verbindungsstück zu lecken. Es war 40 Grad heiss. Im heissen Staub dauerte es nicht lange und die KTM überhitzte. Was nun? Ratlosigkeit machte sich breit. Der Wasservorrat war zunichte weil wir viel Wasser für die Kühlung der KTM verbrauchten, wir hatten keinen dritten Stutzen um nochmal eine notdürftige Reparatur vornehmen zu können und hinter unseren Rücken türmte sich eine dicke Rauchwolke auf. Wir sind lediglich 40km vom sicheren Highway entfernt und sitzen hier in der Sch….Wir haben uns tief in die Sch… geritten. Das erste Mal benutze ich mein Satellitenmessenger um indirekt Hilfe anzufordern. Wir schrieben mit meinem Satellitengerät eine Nachricht an einen guten Freund von Radim der in Perth wohnt und hofften auf eine rasche Antwort. Er könnte für uns Hilfe organisieren. Als wir warteten füllte sich der Wald hinter uns mit leichtem Rauch. Wir bekamen es mit der Angst zu tun. Wir müssen weiter. So oder so, auch wenn Radims KTM Schaden davon nimmt. In Marschtempo fuhren wir auf der Höllenstrasse weiter. Und plötzlich standen sie da. 5km weiter hinter einer Kurve erschienen uns die gelben Engel. Was für eine Erleichterung. Menschen. Feuerwehrmänner reparierten einen Anhänger, der ihnen gestern auf dem Weg zum Buschfeuer kaputt gegangen war. Oh Mann. Unsere Rettung. Sie versorgten uns mit Wasser und jeder von uns erhielt ein feines Joghurt. Wir sind gerettet. Sie schnitten ein Stück von einem kleinen Feuerwehrschlauch ab und wir konnten damit mit die KTM ein drittes Mal notdürftig reparieren. Es war schon dunkel und die Feuermanncrew begleitete uns zurück zum Highway. Endlich. Nach einem langen Tag und etwa sieben Stürzten, mit zu wenig Wasser und einer gehörigen Dosis Angst, gerettet von den gelben Engel, endlich zurück auf dem Highway. Was für ein Glück, wir sind am Leben. Wir sind am Leben und konnten dies auch Radims Freund mitteilen, der unsere Not-Nachricht noch nicht gelesen hatte. Oh Mann, wir Leben.