Anders als gedacht

19.03.2020
Es war eine kalte Nacht. Als ich am Morgen aus meinem Zelt kroch, zeigte das Thermometer knappe 3 Grad. Mein Zelt war vom Tau triefend nass. So wartete ich noch eine ganze Weile während die Sonne das Zelt trocknete. Ein schöner sonniger, 20 Grad warmer Tag erwartete mich. Auf Schnellstrassen fuhr ich weiter in Richtung Heimat. Von der Strasse aus konnte ich viele Schlösser und Dörfer aus dem Altertum erspähen. Ein einziges Schloss sah ich mir aus der Nähe an. Alle anderen interessanten Sehenswürdigkeiten liess ich aus. Eine Gegend die ich mir ein anderes Mal genauer anschauen möchte. Irgendwann, wenn die Welt wieder zur Normalität zurückkehrt. Die Fahrt auf der Schnellstraße war langweilig. Ich hatte viel Zeit für Gedanken. Meine Sorgen betreffend der Landesgrenzen waren verschwunden. Stattdessen malte ich mir aus, wie meine Ankunft zu Hause aussehen wird. Freunde treffen, zusammen ausgelassen feiern. So hatte ich mir meine Rückkehr vorgestellt. Ich hatte vor, all meine Freunde in den ersten Wochen besuchen zu gehen, um das Wiedersehen in vollen Zügen zu genießen zu können. Jetzt sieht die Situation anders aus. Ich werde nach Hause zurückkehren und darf meine Freunde nicht besuchen. Zusammen Feste feiern ist untersagt. Ob ich meine Geliebten, nach knappen vier Jahren, überhaupt in meine Arme schliessen darf? Das war die Frage, die mich auf meiner heutigen langen Fahrt begleitete und mich traurig stimmte. Wär hätte das gedacht? Nein, nein, nein, so hatte ich mir meine Rückkehr nicht vorgestellt. Bis kurz vor Sonnenuntergang war ich unterwegs. Ich fand einen schönen Flecken in der Natur direkt am Fluss "Doubs" wo ich mein Zelt platzieren konnte. Genau, der "Doubs"! Wenn ich diesem Fluss folge, erreiche ich die Grenze zur Schweiz. Jetzt war ich der Heimat ganz nah. Nur noch 200 Km Fahrt liegen vor mir. Das Ende einer langen Reise naht.