Menschenleer

17.03.2020
Ich schlug mir nochmals den Bauch am Frühstücks-Buffet im Hostel voll, bevor ich Gabriel sattelte. Dann fuhr ich an den Flughafen. Vielleicht klappt es heute mit dem Stempel für mein "Carnet de passage"! Leider stand im Büro der gleiche Sachbearbeiter vor mir wie am Freitag und so verliess ich den Flughafen ohne die erhoffte Bestätigung. Ich fuhr Nordwärts. Die Stadt Madrid verschwand im Rückspiegel. Apropos Rückspiegel: die Rückspiegel und der Lenker vibrierten ganz toll. Das Vorderrad hatte beim Unfall doch mehr Schaden genommen als gedacht. Mit diesen Vibrationen wird es anstrengend für meinen angeschlagenen Arm. Nun gut, es liegen ja nur noch 1500km bis nach Hause vor mir. Das werde ich meistern. Ich bewegte mich auf asphaltierten Schnellstrassen fort. Abgesehen von Lastwagen, war ich alleine unterwegs. Alles wie ausgestorben. Menschenleer. Irgendwie unheimlich. 400km weit fuhr ich der Grenze zu Frankreich entgegen. Es war bewölkt und zwischen 8 und 12 Grad kalt, doch zum Glück keine Regentropfen. Unterkühlt stellte ich mein Zelt am Abend unter das Dach einer öffentlichen Toilette an einem See. Da war ich, genau wie während dem ganzen Tag, mutterseelenallein. Die gute Sache an der "Coronavirus-Situation": Es herrscht kein Verkehr und es ist somit viel sicherer auf den Strassen. Campieren kann man ausserdem beinahe überall. Kein Mensch ist unterwegs und niemand wird dich stören. Ich kochte mir mein Abendmahl und legte mich ins Zelt (Siehe Video: „Menschenleer"). Mit Einschlafen hatte ich grosse Mühe. Es war unangenehm kalt und ich machte mir grosse Sorgen betreffend dem bevorstehenden Grenzübertritt. In den Medien und von anderen Personen im Hostel wurde mir mitgeteilt, dass die Grenzübergänge geschlossen wurden. Hoffentlich wird morgen alles gut klappen, hoffentlich bleib ich nicht stecken. Kann ich nach Frankreich einreisen, ist die grösste Hürde geschafft.
Hoffentlich, hoffentlich!