Santiago im Ausnahmezustand

19.-25.10.2019
Zwei Tage verbrachte ich mit «Adeline und Francois» im ruhigen Hostel, 10km vom Zentrum entfernt. Danach wechselte ich meine Unterkunft erneut. Während meiner «Datingwoche» lernte ich die bezaubernde Frau «Andre» kennen. Sie lud mich herzlich dazu ein, die Tage bis zur Genesung von Gabriel in ihrem Zuhause zu verbringen. Die Einladung nahm ich freudig an und machte mich am Samstag auf den Weg zu ihrer Wohnung, die wiederum auf der anderen Seite vom Zentrum zu finden war. Die Fahrt durch das Zentrum war aufregend. Eine grosse Menschenmenge hatte sich im Zentrum versammelt um gegen eine Fahrpreiserhöhung der Metro zu protestierten. Nicht ganz eine friedliche Angelegenheit. Ich suchte mir einen Weg durchs Zentrum, an den Protesten und brennenden Strassenblockaden vorbei. Nebst dem alltäglichen Smog, schwebte heute Rauch und Tränengas in der Luft. Trotz den Protesten kam ich ohne grosse Probleme sicher bei «Andre» an. In der sicheren und gemütlichen Wohnung verfolgten wir die Unruhen in den Nachrichten. brennende Strassensperren wurden errichtet, Supermärkte, Banken und kleine Läden wurden im grossen Stil geplündert oder in Brand gesteckt. Das grosse Aufgebot von Militär und Polizei konnte das Volk nicht davon abhalten die Stadt zu verwüsten. Busse, Autos, Metro und deren Haltestellen, brannten lichterloh. Die niedrigen Mindestlöhne, das Gesundheitsystem, die kleine Rente... stimmen das Volk unzufrieden und es wurde eine ganze Woche lang, in Santiago und weiteren Städten, heftig protestiert. Die Unruhen forderten 15 Todesopfer, unzählige Verletzte und generierten einen horrenden Sachschaden. Opfer, Täter und Helfer! Ich hoffe nur dass die Proteste etwas Gutes nach sich tragen. Hoffe, dass die Anliegen der Menschen bei der Regierung ein Gehör finden und schlussendlich, nebst Opfer Täter und Helfer, auch Gewinner hervorgehen werden. Es wurde über die ganze Woche eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Am Abend wurde protestiert und durch den Tag versuchten die Leute ihrer Arbeit nachzugehen. Nicht einfach, nachdem das öffentliche Verkehrsnetz lahmgelegt und  Einkaufsmöglichkeiten und Banken zerstört wurden. Vor den intakten Supermärkten und Banken standen die Menschen in langen Warteschlangen. "Santiago im Ausnahmezustand". Ich versuchte die Tage zu nutzen um mein Paket ausfindig zu machen: Am Montag fuhr mich «Andre» mit ihrem Auto zum Zoll am Flughafen. Dort wurde uns erklärt, dass der Zoll nicht für die Abwicklung der Postprozesse zuständig ist und wir uns an einem Postschalter erkunden sollen. Am Dienstag fand ich eine geöffnete Poststelle. Es konnte mir nicht geholfen werden. Es wurde mir erklärt, dass es nicht die Angeleinheit der Post ist, solange das Paket am Zoll feststeckt. Na Bravo! Und jetzt? Zum Glück änderte sich der Status meiner Postsendung am Mittwoch. Jetzt konnte ich auf der Internetseite, auf der ich mein Paket verfolgen konnte, sehen dass mein Paket nicht mehr am Zoll feststeckt. Ich versuchte wiederum eine geöffnete Poststelle zu finden. Erfolgslos. Den Öffnungszeiten konnte man in dieser Woche nicht vertrauen. Am Donnerstag stand ich erneut vor einem Postschalter. Es wurde mir erklärt, dass zuerst die Taxen bezahlt werden müssen bevor das Paket ausgehändigt werden kann. Das kann jedoch nur vom Empfänger (Lieferadresse auf dem Paket) erledigt werden. In meinem Fall, von meinem Freund "Tomas". Ausserdem sei das Paket in der Poststelle in der Nähe der Lieferadresse deponiert. Nun gut! Ich war schon froh irgendwelche Neuigkeiten erhalten zu haben und kontaktierte sogleich meinen Freund "Tomas". Am Freitag wollte Tomas das Paket bei der genannten Poststelle abholen. Doch der Schalter war geschlossen. Die ganze Woche versuchte ich an mein Paket zu kommen. Ohne Erfolg. Einfach frustrierend.
Falls hier andere Systeme und Einrichtungen so gut wie die Post funktionieren, kann ich nun die Frustration und Unzufriedenheit der Menschen nachvollziehen.
Die Zeit zusammen mit «Andre» konnte ich dennoch in vollen Zügen geniessen. Die gemütliche Zweisamkeit erheiterte meine frustrierte Stimmung.