Gedankenkarussell

06.-08.02.2020
Ich erlebte eine unruhige Nacht. Mein Gedankenkarussell kam ganz schön in Fahrt und mit jedem neuen Fragezeichen drehte es sich noch schneller. Wie, wann, wo und mit welchem Unternehmen will ich verschiffen? Kann ich Gabriel aus der Ferne neu versichern und einlösen? Was unternehme ich in meiner verbleibenden Reisezeit? Wie kann ich meinen Traum von einem kleinen Eigenheim (Tinyhouse) verwirklichen? Wo werde ich mich niederlassen? Soll ich mich jetzt schon um eine Arbeitsstelle kümmern? Und und und? Höchste Zeit, Fragen zu beantworten. Höchste Zeit, genügend Schwung aus dem Karussell zu nehmen, um wieder rechtzeitig daraus aussteigen zu können. Dafür will ich ein paar Tage an Ort und Stelle verweilen, dachte ich. Nach nur 53km Fahrt, stand ich auf einen Zeltplatz (empfohlen von meinem Freund Radim mit dem ich durch Burma, Indonesien und Australien gereist bin). Der Zeltplatz wurde von Hans, einem schweizer Auswanderer geführt. Der optimale Ort, um meine Rückkehr zu planen. Ich nutzte die zwei Tage auf dem Zeltplatz um Licht ins Dunkeln zu bringen. 
Betreffend Verschiffung: Ich hatte ein Angebot aus Buenos Aires in Argentinien und ein Angebot aus Santiago de Chile vor mir liegen. Von Buenos Aires nach Madrid 1700 US Dollar, von Santiago nach Madrid 2500 US Dollar. Das Angebot aus Santiago konnte ich auf 1900 US Dollar runterhandeln. Jetzt war der Fall klar! Ich werde von Santiago aus nach Europa reisen und kann so Andrea nochmals in meine Arme schliessen. Ich buchte für mich einen Flug. Am 04.03 muss ich Gabriel zum Flughafen bringen und am 05.03 steige ich selbst ins Flugzeug.
Betreffend Eigenheim: Ich setzte mich mit meinem Finanzberater in Verbindung. Auf meinem Anlagefond liegt noch mehr Geld als ich angenommen hatte. Meinem Traum von einem super-kleinen Eigenheim kann ich finanziell durchaus verwirklichen. Das hörte sich wunderprächtig an!!!
Betreffend Reise: Ich beschloss, gemütlich und planlos der chilenischen Küste entlang in den Norden zu reisen und die verbleibende Zeit mit Andrea in Santiago zu verbringen. 
Es blieben am Ende noch viele unbeantwortete Fragen. Die notierte ich mir um in meinem Kopf Platz zu schaffen. Ich habe noch genügend Zeit um die verbleibenden Fragen zu klären. Jetzt fühlte sich das Ganze geordneter an. Das Karussell verlor seinen Schwung. 
Auf dem Zeltplatz war ich nicht völlig alleine. Patricio aus Chile, der mit seinem Fahrrad in Richtung Ushuaia unterwegs ist, gesellte sich zu mir. Zum Glück Die Gespräche mit Patricio liessen mich meine Sorgen und Fragezeichen vergessen. Während er kochte, schwärmte ich ihm von der Reise durch"Patagonien" vor. Plötzlich schnitt er sich kräftig in den Finger. Gut, dass ich ein Notfall-Set dabei hatte. Ein Notfall-Set das ich auf meiner 3,5 jährigen Reise nicht ein einziges Mal in Gebrauch nehmen musste. Wie ist das nur möglich? Steht mir so viel Glück eigentlich zu? Auf jeden Fall war ich froh dass ich Patricio mit Verbandsmaterial helfen konnte.
Mit vielen Gedanken und Gesprächen vergingen die zwei Tage im Nu. Geschlafen hatte ich die Nächte sehr unruhig, trotzdem füllte ich mich nun erleichtert. Bereit um weiter in den Norden zu stechen.