In RIchtung Nord-Westen

06.08.2019
Die Nacht war kalt, jedoch nicht so kalt wie die Gestrige. Rechtzeitig «stiefelte» ich zum dritten Mal an den Rand der Schlucht und beobachtete wie die Sonne hinter dem Horizont auftauchte. Eine ungetrübte Weitsicht bot sich mir. Durch die Schlucht konnte ich bis zum Atlantik sehen (Siehe Video: Canyon Monte Negro). Zurück auf dem Parkplatz nahm ich mir Zeit. Wartete darauf dass mein Zelt trocknet (Kondenswasser). Während dem Warten lud mich ein einheimische Paar auf ein «Chimarrao» ein. Das gehört hier im Süden von Brasilien, in Paraguay, Uruguay und Argentinien mit zur Kultur. Der Mate-Tee wird ganz einfach zubereitet. Die  Kräuter in das Gefäss, Wasser aufgiessen und fertig ist dar Tee. Das Tee-Sieb befindet sich unten am Trinkhalm. So kann man schlürfen ohne Kräuter zu schlucken. Das Mate trinken ist ein kleines Ritual. Man schlürft das Gefäss leer, danach wird erneut Wasser aufgegossen und das Gefass weitergereicht. So macht der Tee die Runde und es wird gelacht und geplaudert. Das Zelt war inzwischen trocken. Ich bedankte mich herzlich für die gemütliche Mate-Rund und machte mich auf und davon. Ich hätte der Schluchtenlandschaft noch weit in den Süden folgen können und so manche Schlucht hätte auf mich gewartet, doch weiter in den Süden wollte ich nicht. Ich will die Wasserfälle von «Iguazu» sehen und danach durch Paraguay nach Bolivien zurückkehren. Ich verliess die interessante Gegend und machte mich auf meinen weiteren Weg in Richtung Nordwesten. Die Szenerie wechselte. Ich fuhr durch eine Gegend in der vorallem Landwirtschaft betrieben wird. Grüne Wiesen und brauner Acker. Langweilig wurde mir dabei nicht, es blieb hügelig und die Kurven fehlten nicht. Gegen Abend steuerte ich den Stausee bei «Ita» an, wo der Fluss «Uruguai» aufgestaut wird. Die letzten 70km fuhr ich auf einer Schotterstrasse in die Nacht hinein. Bei einem kurzen Halt an einer Tankstelle genehmigte ich mir ein Bier mit ein paar Einheimischen die sich fragten was ein Tourist hier verloren hat. Ich holperte weiter und wurde kurz vor dem Staussee von einer kaputten Brücke gestoppt die mich über den Fluss bringen sollte. Was nun? Ich fuhr 10km in die eine Richtung und zehn Kilometer in die Andere, doch von einer anderen Brücke keine Spur. Zum Glück traf ich auf einen jungen Landwirt der gerade mit seinem kleinen Motorrad sein Grundstück verliess. Der konnte mir den Weg weisen. Ich nutzte den Stopp für eine Pinkelpause. Dachach startete ich den Motor und wollte weiter. Nun fuhr der Junge Herr mit seinem Motorrad dichter an mich ran und redete mit aggressiver Stimme auf mich ein. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich kein Wort verstehe. Nach ein paar Minuten liess er mich weiterfahren. Das war eine merkwürdige und unangenehme Situation. Ich fragte mich warum er plötzlich so aggressiv auf mich einredete? Vielleicht war ihm diese Situation genau so unangenehm. Wenn ein Ausländer irgendwo im Nirgendwo auf einem Motorrad mitten in der Nacht vor meinem Haus aufkreuzen würde, wäre mir dabei auch nicht wohl. Nun gut. Ich tuckerte weiter und erreichte nach wenigen Kilometern den Stausee. Es war schon kurz vor 22:00 Uhr als ich ein schönes Plätzchen direkt am See fand und ich mich müde in mein Zelt legte.