Weihnachtsgeschenk

23.12.2019
Erneut eine Windstille Nacht und die Möglichkeit alles trocken einzupacken. Das Wetter meint es gut mit mir. Ich fuhr nach "Puerto Natales". Eine kleine Hafenstadt am Meer. Oder besser gesagt an einem Meeresarm. Die See ist ja so was von zerklüftet hier im Süden. Statt die Stadt zu erkunden fuhr ich direkte zum Hafen. Vor Tagen wollte ich mir eine Fährfahrt, für meine Reise zurück in den Norden, buchen. War jedoch alles ausgebucht. Hier, im Büro der Fährgesellschaft suchte ich erneut mein Glück. Die nette Dame im Büro machte mir ein Weihnachtsgeschenk. Sie schenkte mir den allerletzten Platz auf der Fähre am 9.01.2020 von "Puerto Natales" nach "Puerto Yungay". Ich hatte eine riesen Freude. Einfach geil, sehr sehr geil. Mit meinen Kreditkarten wollte ich bezahlen. Klappte aber nicht. Hmm, was jetzt? Die Dame im Büro setzte mich an ihren Computer um die Bezahlung online zu tätigen. Klappte nicht. Zum Schluss stellte Sie mir mit ihrem persönlichen Handy Internetverbindung zu Verfügung. So konnte ich auf meiner "Banking-App" nachschauen warum es mit der Überweisung hapert. Unglaublich hilfsbereit wurde ich bedient. Die nette Dame war sehr daran interessiert, das bestmögliche aus der Situation zu machen. Eine Lösung zu finden. Mich zufrieden zu stellen. Ich liebe diese Kultur. Auf meiner App konnte ich mit Schrecken feststellen, dass mir das Geld bei den vielen Versuchen vom Konto abgebucht wurde. Ich sah nur rote Minus-Zahlen. Anscheinend klappte die Übermittlung zwischen den Banken einfach nicht. Wenigstens war die Reservierung für die Fähre getätigt. Für die Bezahlung musste ich eine andere Lösung finden. Ich fuhr ins Zentrum, setzte mich in ein Kaffee, nutze das WiFi um mein Tagebuch zu aktualisieren und hoffte dabei, dass mir das verlorengegangene Geld rasch wieder gutgeschrieben wird. Erneut hatte ich Glück. Bei der einen Kreditkarte konnte ich wieder schwarze Zahlen vorfinden. Abgesehen davon kam ich im Kaffee mit einem Ehepaar aus der Schweiz ins Gespräch. Die Beiden beglichen meine Rechnung für den Kaffee obwohl sie nichts von meinem Kreditkarten-Malheur wussten. Ich bedankte mich herzlichst, verabschiedete mich und ging widerwillig Bargeld am Automaten abheben. Widerwillig auf Grund der hohen Spesen für den internationalen Bankverkehr. 10 CHF in den patagonischen Wind geschmissen. Ich fuhr zurück zum Büro, legte das Bargeld auf den Tisch, bedankte mich für die freundliche Unterstützung und düste weiter in den Süden. Glücklich, dass es mit dem Ticket geklappt hat. Glücklich über das grossartige Weihnachtsgeschenk. 
Noch über 200 km legte ich am späten Abend bei Temperaturen unter 10 Grad zurück. Gabriel schützt mich optimal vor dem Fahrtwind, dem starken Seitenwind war ich trotzdem ausgesetzt. Ich hatte kalt. Suchte nach Windschutz um mein Zelt endlich platzieren zu können. Doch da war Nichts. Nichts ausser Steppe und Wind. Um 20:00 Uhr machte ich vor einem verlassenen Polizeiposten halt. Schlotternd vor Kälte platzierte ich mein Zelt in einem Unterstand der Windschutz bot.